„Die drei note des lebens…”
Auf dieser Ausstellung können sich die Lieben Besucher durch die Ausstellungsgegenstände – mit der Hilfe der digitalen Welt – die Bräuche der Lebenswenden des Menschen in einer Einheit ansehen, wo sich das untrennbare, ewige Gesetz der Geburt, der Ehe und des Todes auftut:
–„Der wird nicht älter, wer noch nicht geboren ist“– sagen die Menschen in dem Hajdúság. Die Zeit zwischen der Geburt und dem Tode ändert sich davon abhängend, für wen, was der Gott bestimmte.
Das Ziel und der Grund der Entstehung dieser Ausstellung war eben diese Dreiheit zu lösen und dazu Analogien zu finden. Die Ausstellung bezweckte, die in der obenerwähnten Dreiheit erlebten und geübten Gewohnheiten der ehemaligen Großheiducken-Städte – Böszörmény, Szoboszló, Nánás, Dorog, Hadház und Vámospércs – zusammenzufassen, und sie in einem solchen System vorzustellen, wo nicht nur die Ähnlichkeiten präsentiert werden, sondern auch die Unterschiede, damit man mit voller Sicherheit behaupten kann, dass die Bewohner der Heiduckenstädte diese Bräuche um die Geburt, die Ehe und den Tod hatten.
„von der Geburt an bis zur Ehe“
Nach dem im Allgemeinen angenommenen Brauch bei der Geburt – hingewiesen auf das Geschlecht des Kindes– sagte man: – „Das ist egal, sei es nur gesund!“ In der Zeit der Heiratswahl – auf die Ehepartnerin oder den Ehepartner bezogen – äußerte man aber viel radikaler. Die nachsichtigen Eltern, die die Last und die Sorge der Heiratswahl ausschließlich auf die Entscheidung ihres Sohnes oder ihrer Tochter ließen, formulierten ihre sarkastischen Gedanken erst nach der eventuellen schlechten Entscheidung: – „Welches man reißt, riecht man solches.“
„die Geburt“
Die Geburt eines Kindes ist seit uralters her eines der wichtigsten Ereignisse des menschlichen Lebens. Der Anfang eines neuen Lebens löst in allen Fällen ambivalente Gefühle aus, der ist gleichzeitig heilig und profan, weihevoll und alltäglich auch. Denken wir nun daran, wie viele Ausdrücke die ungarische Sprache für den Zustand vor der Geburt kennt, was gehoben sein kann: sie ist gesegneten Leibes (áldott állapotban van) oder alltäglich: sie ist schwanger (terhes).
Die Zeit des Informierens der Verwandtschaft war in jeder Familie anders. Es gab Familien, die das Ankommen des Kindes im Nu ausposaunten, aber es gab solche Familien, die erst dann Bescheid sagten, als das nicht mehr geheimzuhalten war. Der Grund dafür war, dass sich die junge Ehefrau der Eventualität nicht aussetzen wollte, dass man bei einer Fehlergeburt über sie Schlechtes redet.
das Geschlecht des Kindes
Die Eltern machten keine Sorge für das Geschlecht des ersten Kindes, sie sagten: „Das ist egal, sei es nur gesund!“ Bei der Geburt des zweiten Kindes hielten sie aber für wichtig, dass es auch einen Jungen gäbe, da der Familien ohne Jungen- Nachkommen – der sog. fruchtlos gestorbenen – Übles angehängt wurden, weil der Familienname nicht weiter geerbt wurde.
die Geburt
Die Vorbereitungen
Die Mutter bereitete sich auf den Empfang ihres kleinen Kindes vor, sie begann schon vor Monaten des Zeitpunktes der Geburt die Babyausstattung zu sammeln. Es wurde Leinwand und Kattun gekauft, weiße oder gemusterte, und davon abhängend, was für ein Geschlecht das ankommende Kind haben wird, wurden dementsprechend blaue (für Jungen) oder rosa (für Mädchen) Hemdchen geschnitten
Die Hebammen
Die Rolle der Hebammen und ihr Urteil im Volkskreis war unterschiedlich. Einerseits war ihre Tätigkeit wegen ihrer Unentbehrlichkeit notwendig, so waren sie bei jeder Familie wünschenswert. Sie waren mit achtungsvollem Ansehen umgegeben, zugleich aber mit einer Distanz haltenden Angst. Diese Zweiheit hielt durch Jahrhunderte den Aberglauben um die Geburt und um die Hebammen im Leben, und das führte zum Aufbewahren des Übens dieser Aberglauben.
Die Rolle der Hebammen müssen wir aus mehreren Gründen für wichtig halten, da in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein chyrurgus – mit der damaligen ungarischen Bennenung: borbély (Wundarzt) – nur in Böszörmény, Nánás, und Szoboszló arbeitete. In den sechs sog. „Alten“ Heiduckenstädten war nur die Anzahl der Hebammen genügend, so fiel ihnen neben der Versorgung um die Geburt und um die Säuglingen auch die Heilung anderer Krankheiten der Stadtbewohner zu. –„Die Bezirkshebamme ist verpflichtet, falls sie in eine Stadt zu einer schwer gebärender Mutter gerufen lässt,ungesäumt dorthin zu gehen, und sei es irgendeine arme Frau, sie muss ihr Hebamme-Hilfe leisten. Damit sie auch der in Gefängnis gebärenden Frau helfen kann, wenn es nötig ist, wäre es notwendig, auch dort zu wohnen. In Bezug auf die Bezirkshebamme wurde dafür entschieden, dass sie eine ständige Wohnung in Böszörmény habe“
Der Verlauf der Geburt – die sog. „compók“ (die Helferinnen der Hebamme)
Am Anfang der Gebärwehen kündigte der Ehemann die Hebamme an. Als die Hebamme in dem Haus angekommen war, begann ihre Tätigkeit mit der compó (Helferin). Diese Helferinnen waren solche armen Frauen, sie dazu berufen waren, den Wöchnerinnen bei den Arbeiten um das Haus zu helfen. Die Hebammen brachten diese Frauen zu den Wöchnerinnen mit, je eine Hebamme war mit mehreren Helferinnen in Kontakt, und immer die angenommenen Hebammen empfohlen ihre eigenen Helferinnen zu dem Haus.
Die Aufgabe einer Helferin war, die Mutter und ihr Kind zu versorgen, die eventuellen Krankheiten zu heilen und die alltäglichen Arbeiten zu tun. Als Ort der Geburt diente der vordere Stube (auf ungarisch: tisztaszoba). Bei der Geburt waren Männer auf keinen Fall anwesend, sie waren nur sekundärer Teilnehmer, und halfen bei den Vorbereitungen.
Die Versorgung um das Neugeborene
Von den Handlungen auf die Versorgung der Neugeborenen müssen die rationellen und die magischen Züge voneinander streng getrennt werden. Das ist die Zeitperiode, wann um das Neugeborene in den Alltagen am meisten zu tun sind, aber auch diese Zeit dient für die magischen Handlungen.
Im Zusammenhang mit dem Badewasser der Neugeborenen gibt es zwei Varianten, eine bezieht sich auf das Badewasser des gesunden Kindes, andere des kranken Kindes. Im Allgemeinen ist es zu behaupten, dass es in beiden Fällen gleiche Handlungen gab, aber natürlich kamen einige Unterschiede vor. Die hauptsächlichen Unterschiede sind auf Grund der Religion zu erklären. Während die Katholiken das Badeswasser des Kindes immer in Kreuz geformt nach Westen ausgossen– sie meinten: Jesus Christus nahm die Krankheit des Kindes weg, und es wird geheilt–, wurde diese Handlung bei den Reformierten-Familien so modifiziert, dass sie das Badewasser auf den Querweg ausgossen, damit die Pferdewagen die Krankheit wegbringen.
Die Bräuche um die Ehe
Eine Gemeinde hielt die Ehe in allen Zeiten für ein ernstes Ereignis, so selbst die Entscheidung wurde nicht auf die Jugendlichen gelassen. Bei der Auswahl der/des zukünftigen Ehepartnerin/Ehepartners – haupsächlich bei den Wohlhabenden – trafen die Eltern die Entscheidung. Ebendeshalb war das Gefallen oder das Nicht-Gefallen –so auch eben die Liebe – nur ein sekundärer Aspekt neben den Vermögensverhältnissen und dem guten Renommee der gewählten Familie.
Früher ging nicht selbst der Junge zu den Eltern des Mädchens, sondern ließ eine Botin (ungarisch: előcsajhos) dorthin schicken. Wenn ihre Tätigkeit Erfolg hatte, erhielt sie einen Scheffel Weizen für ihre Mühe. Diese neugierigen Frauen hatten vielen Namen in den Heiduckenstädten. Man hieß sie in Szoboszló közvetítő(Vermittlerin), in Vámospércs kommendáló(Ehestifterin) in Hadház követ (Botin) in Nánás loncsos, csajhos (ungepflegt, Botin) in Dorog kisbundásasszony, lotyó, kerítő (Frau in Pelzmantel, Schleppe, Kupplerin). Ihre Aufgabe war, zu erfahren, was die Meinung der Eltern des Mädchens über den werdenden Bund ist.
In den Heiduckenstädten gab es auch den Brauch, dass der Junge, nachdem es ihm mit der Hilfe der Botin erlaubt worden war, dem Haus des Mädchens seine Aufwartung zu machen, ging er nicht alleine dorthin, sondern er versuchte sein Glück für Brautwerbung mit einem seiner Freunden. Einen „Hundschläger“ (kutyaütő) wurden die Brautwerber-Gehilfen genannt, die nicht nur neben dem werdenden Bräutigam erschienen, aber auch neben dem Freiwerber, wenn eben er als Brautwerber bestimmt war. Die Aufgabe der „Hundschläger“ war, nicht nur das Begleiten des Brautwerbers, sondern – wie das auch die Benennung zeigt – einerseits die Hünde fernzuhalten, anderseits – und es war wahrscheinlich der Hauptgrund – den Freund vor den eventuellen Atrozitäten zu schützen.
Das Brautwerben machte nicht in allen Fällen der Junge, wenn er einen Brautwerber aufgenommenen hatte, wurde auch bei dem Haus des Mädchens einer Frau, die sog. kiadóasszony (Ausgeberin) – sie war im Allgemeinen die Taufpatin des Mädchens – aufgetragen, und sie ging zum Brautwerber Bescheid zu sagen. Sie war dem Anlass entsprechend, in kurzem Pelzmantel, in Schwarz gekleidet, sie ging zum Haus des Jungen und brachte die gute oder die schlechte Nachricht mit.
Wenn die Antwort zusagend war, wurden die Verlobungsgeschenke ausgetauscht. Der Wert der Verlobungsgeschenke hing von der finanziellen Begabtheit des Jungen ab, dieses Geschenk blieb für ewig das Alleineigentum des Mädchens. Der Junge hatte dafür ein Verlobungstuch oder ein Verlobungshemd erhalten.
Das letzte Drittel der Verlobungszeit verbrachte man mit den Hochzeitsvorbereitungen. In der Woche vor der Hochzeit strebte sich beide Familien, die technischen, finanziellen und noch anderen Bedingungen der Hochzeit zu schaffen. Dafür war das gemeinsame Schneckennudeln-Machen eines der wichtigsten Ereignisse der Gemeinde.
An dem Tag der Hochzeit geschah das Gerufe der Hochzeitsgäste. Da wurde der Brautführer bei dem Haus des Bräutigams auch offiziell angerufen, seine Aufgabe zu tun, dann bat er auch beim Haus der Braut um den Auftrag.
„Reiter-Burschen“-Hochzeitszug
An der Spitze des Böszörményer Hochzeitzuges reitete der Brautführer mit blanken Schwert in der Hand, ihm folgten der Bräutigam mit je zwei Brautjungen an der Seite Nach ihnen reiteten – zu viert – 25-30 Reiter-Burschen. Nach den Reitern kam der Wagen der Braut mit den Brautjungfern. Den Brautwagen – an der beiden Seite – begleitete je zwei Reiter-Burschen.
Um den Hals aller Reiter-Burschen hing eine ungarische Trachten-Feldflasche. Eine Zigeunerbande stimmte die Lieder in einem fort an, und wenn die Reiter-Burschen je-eine gute Bekannte anblickten, drückten sie ihnen die Feldflasche in die Hände, um einen Schluck zu trinken.
Die Hochzeit
Die Ereignisse in dem Hochzeitszimmer– auch mit der manuellen Tätigkeit des Umräumens angedeutet – geschehen in dem geheiligten Raum, wo sich nicht nur die profane, wirkliche Zeit ändert, sondern auch der wirkliche Raum verwandelt sich daduch, dass die von dem Brautführer bestimmte Zeiteinteilung auch bei dem Hochzeitsabendessen den Verlauf, das Anleiten der Ereignisse und deren Reihenfolge und Temporalität übernimmt. Unter den so geänderten und veränderten räumlichen und zeitlichen Verhältnissen werden auch die Braut und der Bräutigam in eine besondere – von dem Gewöhnlichen abweichende – Situation gesetzt.
Knoten stecken
Die Zeit von Knoten-Stecken war um Mitternacht. In den 1800er Jahren – als das Fest noch bei dem Haus des Mädchens und des Jungens einzeln gefeiert wurde – der Brautführer – wenn sich die Mitternacht näherte – ging mit zwei älteren Frauen zu den Eltern der Braut für die Haube. Ebenso, wie die alle Momente der Hochzeit, auch das Vorstellen der „neuen Frau“ war die Aufgabe des Brautführers.
Durch die Bräuche vor der Beiwohnung – das Abschiednehmen des Brautführers von den Eltern, Geschwistern, Jungen-und Mädchengesellen – geschah schon das formelle „Etfernen, Scheiden“, aber den neuen Zustand – das Menschenwerden bzw.das Frauenwerden – gewann das Ehepaar nach dem wahren Beilager, nach der Beiwohnung.
Die Bräuche und Aberglauben um den Tod
Über die letzte Wende des menschlichen Lebens, über den Tod, die Totenbestattung, das Forträumen der Leiche werden und wurde weniger und von Wenigen geschrieben, als über die Geburt oder eben über die Hochzeit. Das Sammeln der Bräuche zu dem Wegsterben und zu der Totenbestattung trat von jeher in den Hintergrund: – diese Bräuche hielt man immer für eine „heikle“ Tradition.
Die Agonie
Der Sterbende wurde nie sich selbst überlassen. Ein Familienmitglied war immer um die Sterbende oder den Sterbenden tätig, und versorgte sie oder ihn. Ihre oder seine letzten Wünsche wurden angehört, die sich größenteils nicht auf die Vererbung bezogen, sondern auf die Totenfeier. Auch die näheren Verwandten besuchten die Sterbende oder den Sterbenden, sie sprachen mit ihr oder ihm, sie veruchten, den letzen Weg für sie oder ihn zu erleichtern. Sie kümmerten sich um die Sterbende oder den Sterbenden. Auch die Kinder waren dabei, man hielt es für natürlich, dass jemand in der Familie davongehen wird.
Der Todesfall musste in allen Fällen durch eine fachgemäße Totenschau bestätigt werden. Der Eintritt des Todes musste von einer Amtsperson festgestellt werden. Falls es keinen Arzt gab, tat der Totenbeschauer diese Aufgabe.
Während der Trauerzeit veränderte sich die originelle Funktion des Hauses, – wenn es auch symbolisch, aber das Haus verlor seine bisherge Funktion –, bis zum Beisetzungsfeier war es kein Heim der Familie. In dem Zeitpunkt des Todes wurde die Uhr zum Stillstand gebracht, und der Spiegel wurde mit einem schwarzen Tuch bedeckt, damit die oder der Tote sich darin nicht anblicken kann.
Der Brauch der Totenwaschung wurzelt tiefer, als dass aus dem Volksbewusst – obwohl selbst die Handlung geübt wird – vorscheinen würde. Das Absäubern des Körpers der/des Verstorbenen war nicht nur aus hygenischen Gründen notwendig, sondern der Ursprung des Verfahrens kann auch auf den Brauch der rituele Waschung zurückgeführt werden, was mit dem Eintritt des Todes als einerleie Trennungsritus funktionierte.
Während die Verrichtungen um die Verstorbene oder den Verstorbenen verliefen, erledigte die Familie – haupsächlich die Männer – die amtlichen Angelegenheiten. Unter anderen bestellten sie den Sarg.
Der Sarg, das Grabholz und der Totenwagen
Auch am Anfang der 1900er Jahren graben die Verwandten, Bekannten die Todesgrube. Man brachte ihnen dafür Speck, Brot und Palinka in den Friedhof. Das Ausgraben der Todesgrube wurde später die Aufgabe der Friedhofswächter und danach der Totengräber. Für das Graben der Totengrube wurde – wenn es nicht die Vewandten machten – 1-2 Kronen, oder ein Liter Palinka, Brot und Speck gegeben.
Die Totenwagen unterschieden sich von den anderen Kastenwagen nicht nur in dem Aufbau und in der Größe, sondern in der äußerlichen Form. Die Besonderheiten der Totenwagen wurden durch ihre Schnitzwerke auf dem Aufbau bzw. durch die an die vier Ecken angebrachten Engelstauetten eigenartig gemacht.
Die Farbe des Sarges stimmte immer dem Alter der Verstorbenen zu. Für die alten Leute ziemte ein schwarzer Sarg, für Leute in mittlerem Alter ein brauner, für Jungen ein weißer. Aber in Böszörmény wurden in den 1800er Jahren auch farbige Särge mit Blumenmotive angefertigt.
Die Grabhölzer wurden immer umsonst angefertigt, und dafür kein Geld angenommen. Aber – während der Arbeiten – es geziemte sich, dem Grabholzschnitzer Speise und Trank zu geben. Später wurden die Grabhölzer von Stellmachern, Wagnern und Zimmerleuten angefertigt.
Die Grabzeichen der Friedhöfe der Heiduckenstädte können mehreren Gruppen zugeordnet werden. Von diesen Gruppen – auch wegen ihrer öfteren Vorkommnis – ist die hervorragendste, die Gruppe der kahnförmigen Grabhölzer. Die Größe der Grabhölzer war in enger Verbindung mit der/dem Verstorbenen. In den Größen, Formen und Verzierungen der Grabhölzer wurden das Alter, das Geschlecht und der Status der/des Verstorbenen zum Ausdruck gebracht. Von diesen Grabhölzern war schon vom Fernen festzustellen, – ohne die Schrift zu lesen – wer dort liegt. Die Farbe, Größe und Lage auf dem Grab, aber zumeist die Spitzenverzierung des Grabholzes gab immer eine sichere Information über die/den hier Liegende/Liegenden.
Die früh verstorbenen Kinder bekamen in allen Fällen kleinere, schmalere Grabhölzer, als die Erwachsenen. Diese Grabhölzer glichen natürlich verhältnismäßig den Grabzeichen der Erwachsenen. Die Frauen – wenn sie in ein Doppelgrab gelegt wurden – bekamen immer ein niedriges Grabholz, als die Männer. Bei einer Doppelbestattung kam das Grabzeichen der Frau an der linken Seite des Grabzeichens des Mannes. Das Grabholz der wohlhabenderen Leute war größer und dicker, als die Durchschnittlichen, aber die Größe übertraf die Normalgröße nicht auffällig, und in den Verhälnissen durfte es von dem Durchschnitt nicht abweichen.
Außer der Größe zeigte auch die Spitzenverzierung das Geschlecht der Verstorbenen. Um die Geschlechtszugehörigkeit zu zeichnen, wurden drei Type der kahnförmigen Grabhölzern in den Heiduckenstädten voneinander unterschieden:
Das Spitzengrabholz konnten sowohl Frauen als auch Männer bekommen. Das sog. „Kapuzen“-Grabholz(csikjás)wurde als Männer-Grabzeichen, das „Knoten“-Grabholz(kontyos), als Frauen-Grabzeichen benutzt.
Die „Kapuzen“-Grabhölzer und die „Knoten“-Grabhölzer hatten mehrere Varianten, aber in den Formelementen gab es keine Veränderung. So wurden die umgedrehte Herzform oder die Varianten der Herzform ausschließlich für Männer-Grabzeichen, und die abgerundete bzw die mehrmals ineinader gesetzten bogenförmigen Formen – „den Knoten“ – die einer Tulpe ähnlich war, nur für Frauengrabzeichen benutzt.
Die anderen Grabzeichen der Friedhöfe der Heiduckenstädte
Die Grabzeichen der Heiduckenstädte können vier Gruppen zugeordnet werden. Zu den ersten drei Gruppen gehören die Grabzeichen der Reformierten, die Grabhölzer, in die vierte kommen die Grabzeichen der Katholiken, die Kreuze.
Zu der grundlegendsten und einfachsten Gruppe gehören die Baumstumpf-Grabhölzer. Ihre Bearbeitung ist am unvollkommensten. Diese erschienen meistens als das Grabzeichen der Familien mit geringen finanziellen Möglichkeiten. Das Säulen– Grabholz – ausgenommen Hajdúböszörmény – kommt in fast ellen Heiduckenstädte vor. Diese Säulen-Grabhölzer können natürlich verschiedenen Gruppen zugeordnet werden, so sind für je eine Siedlung andere Typen charakteristisch.
Grabsteine und Grabobelisken
Die Grabobelisken werden auf eine in die Erde gesunkene Steinplatte gestellt, um das Niedersinken des Obelisken zu verhindern. An den relativ früher gestellten Obelisken ist die Grabinschrift in allen Fällen nur an der Vorderseite zu finden, und davon sind nur die notwendigsten Daten zu erfahren.
Unter den Grabobelisken vertreten eine eigene Gruppe, die pyramidenförmige quadratichen Blöcke, deren Höhe mehr als 2-3 Meter ist.
Statuen, die die Gestalt der Verstorbenen abbilden, sind nur sehr selten in den Friedhöfen der Heiduckenstädten zu finden. Eine solche ist die Grabstatue des Schullehrers Sándor Dobó in Hajdúböszörmény, welche von dem Bildhauer János Nagy aus Debrecen geschaffen, und von dem Steinmetz, Károly Harró angefertigt, wurde, und weiterhin kann in der Ausstellung auch den Broze-Kopf, der auf dem Grabobelisken von Béla Cseh stand und der von István Gách geschaffen wurde, angesehen werden.
Mit der Verbreitung des Kunststeins erschienen die Grabhölzer nachahmenden Grabmale aus Kunststein. Alle Typen sind unter ihnen zu finden, die in den Heiduckenstädten früher aus Holz gestellt wurden. Von den Kahnförmigen an bis zum Säulen-Grabhölzer wurden alle Typen von den örtlichen Handwerkern angefertigt. Die Tradition der Grabholz-Stellung veränderte sich natürlich dadurch, danach machten das Grabzeichen keine Zimmerleute, Stellmacher und geschickte Handwerker mehr, sondern Maurer oder Grabstein-Macher.
Schmiedeisenzaun in den Friedhöfen
Der semantische Wert der Grabzäune in den Friedhöfen ist bisher der Aufmerksamkeit der Wissenschaftler entgangen, diese Zäune haben doch einen bedeutenden Funktionswert. Sie zeigen die Grenze der Gräber, und selbst wenn nur als ein Zeichen, aber drücken auch die finanzielle Begabtheit deren, die im Grab ruhen oder die sich um das Grab kümmern. Der Zaun zeigt auch den Baustil der gegebenen Zeit, da der Stil der damaligen Eisenkunst mit dem damaligen Baustil verwandt ist.
Zeremonie im Friedhof
Am Grab zugekommen, wird der Sarg aus dem Totenwagen herausgenommen, und neben dem Grab gelegt. Zum Trauerfeier kommenden Leidtragenden standen um den Sarg, wie davor in der Kirche. Nach dem Gewohnheitsrecht sang auch hier zuerst der Gesangverein, ihm folgte die Trauerrede des Pfarrers. Auch bei der Grablegung des Sargs sang der Gesangverein. Von den Werwandten der/des Verstorbenen ließ vier stärkere Männer den Sarg ins Grab herunter. Der Friedhofswächter richtete den heruntergelassenen Sarg in die richtige Stelle zu. Die Zugrabung der Grube machten früher die Verwandten, später der Friedhofswächter und neuestens machen es die Totengräber.Dann wird das Grabholz hingestellt, ein kleiner Grabhügel gemacht, und darauf werden die Kränze gelegt. Zu unterst wird der Kranz der meist geliebten Verwandten gelegt.
Das Totenmal und die Erinnerung
Zu dem Totenmal nach der Beisetzung war alle Mitglieder der nahen Verwandsschaft immer ausgebeten. Den Ankommenden wurde Palika angeboten, alle nahmen Platz an den gedeckten Tisch. Zu dieser Zeit wurde Hühnersuppe mit Schneckennudeln gekocht, als zweites Greicht wurde den Gästen Pörkölt oder Gulasch angeboten. Nach der Verzehrung der Speise begannen sie beim Bechern miteinander zu sprechen. Sie erwähnten die Eigenschaften der/des Verstorbenen, erzählten Geschichten über sie/ihn. Diese Handlungen dienten dazu, – wenn es auch nur für kurze Zeit – das Vermissensgefühl und Leid aufzulösen, was in dem Bewusstsein der Hintergelassenen entstand.
Die Trauerzeit diente die Pflege der Erinnerung der/des Verstorbenen, was sich auch außer der seelischen Abstimmung in Äußerlichkeiten offenbarte. Die Familienmitglieder der/des Verstorbenen legten sich schon nach dem Eintreffen des Todes Trauerkleid an. Das Trauerkleid war immer schwarz. Die vollständige Trauer bestimmte hauptsächlich die Kleidung der Frauen, die Trauer der Männer – nach der Beisetzung –zeigte bloß der Hut, der ausschließlich schwarz sein konnte.
Szekeres Gyula
Museumsdirektor – Ethnograph