Motivschätze aus dem Hajdúság
Botschaft aus der Vergangenheit
In dieser Einheit unserer ständigen Ausstellung haben wir unternommen, das einmal typische, aber für heute schon fast verschwundene Straßen-Teilansicht aus dem Hajdúság vorzustellen. Hier fanden bedeutsame Ereignisse statt, so wie das Promenieren, oder das Plaudern vor der Kleinpforte, und vor den Häusern war ein besonders wichtiger Gegenstand, die Kleinbank zu finden, die nach den bösen Zungen als „Klatschbank“ genannt war. Wenn wir ein altes Haus mit Veranda anblicken, kann sogar die bekannte ungarische Redewendung „den Mantel vor die Tür gesetzt bekommen“ (den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen) belebt werden. Das bürgerliche Haustyp und die Kunstgegenstände der bürgerlichen Wohnkultur zeigen uns die Vielfältigkeit der Motivschätze des Heiduckentums.
DAS HERAUSGEBILDETE STRAßENBILD
Das Katzenkopfpflaster, die aufgeschlagenen bürgerlichen Häuser, die Kandelaber und die Bretterzäune zeigen uns das schon fast verschwundene Straßenbild, hier und da ist auch je eine Bank zu sehen.
„BRETTERZAUN, GROßER HUND, GUTER WIRT“
BRETTERZAUN
Die Bewohner der Heiduckenstädte haben sich nicht nur um ihre Wohnhäuser, sondern um das Aussehen ihres Hofes sorgfältig bekümmert.
Die Bauausführung und die Verzierung der Bretterzäune und der Pforten in Hajdúság haben den Blick der Vorbeikommenden angezogen. Besonders schön waren die riesigen Zäune mit vergitterter oder gesägter Ornamentik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In der Linie des Zauns wurde oft eine aus besonders reich gesägt-verzierte Maisscheuer gebaut.
KLEINPFORTE
Die immer nach innen öffnende Kleinpforte aus Tanne stand zwischen den Tragesäulen aus Hartholz (Akazie), diese Kleinpforten waren mit einem Kastenschloß betätigt, und mit Bandbeschlägen und Türangeln verziert waren. Die Tragesäulen brauchten manchmal wegen der Herausforderungen des Wetters „Unterstützung“. Über der Kleinpforte zog sich der Sturzgesims, der wegen der Entwässerung des Niederschlagswassers mit einer sargförmigen Decke (sog. Hut) bedeckt war. Das Holz war mit Teer behandelt. In der Mitte der Kleinpforte befand sich ein Türknauf. Die einzukehrenden Gäste signalisierten ihre Ankunft mit einer Zugglocke, die einen Knopf hatte, der mit Stahldraht mit der Glocke verbunden war.
Decke( sog. Hut)
Türfüllung
Kleinpforte
Türknauf
Dübelbrett
Türpfosten
Schwelle
Kleinpforte von der Straßenseite
Sturzgesims
Türangel
Bandbeschlag
Türblatt
Türpfosten
Querbrett
Kleinpforte von innen
DAS HAUS
Die Architektur der Heiduckenstädte trägt an sich die Stilzeichen der adeligen Lebensform des vergangenen Jahrhunderts ebenso, wie die Andenken der bäuerlich-bürgerlichen und der traditionellen bäuerlichen Bauten.
Die Eigenartigkeit der volkstümlichen Wohnhäuser war das gut konstruierte und gebaute dreieckförmige Brandmauer mit Schilf bedecktem Satteldach. Die Ebene des Dachgiebels und der Fassade war durch einen Sims getrennt. Über den Straßenfenstern zog sich ein Sturzgesims, und die Wände waren mit aus Verputz gefertigten Verzierungen dekoriert.
BEMALTER WANDSCHRANK, GESCHIRRHAKEN
In der Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Nachfrage nach den bemalten Möbelstücken gewachsen. Die in der Hajdúböszörményer Tischlerwerkstatt gefertigten Möbelstücke haben unsere Ahnen lebenslang, von der Geburt durch die Heirat bis zur Tode begleitet. Diese kleineren Möbelstücke mit brauner und weißer Grundfarbe sind die schönsten Blumenmotiv-Volkskunstwerke und sie sind auch wohlproportionierte Konstruktionen. Der Rahmen und die Tür waren mit bemalten Blumenmotiven bzw. mit gesägter und geschnitzter Technik verziert.
„ DER PELZMANTEL HAT KEINEN KRAGEN“
TUCHMANTEL (SZŰR), BÖSZÖRMÉNYER PELZJACKE UND PELZMANTEL
Der Grundstoff dieses Tuchmantels – der sog. „Szűr“tuch – wurde von den Tuchbereiter gefertigt. Tuchapplikationen, verschlingende Muster und mit Seidenfäden ausgenähtem sog. „Szűr“riemen verzieren die Vorderseite des Mantels. Dieses Kleidungsstück war selten richtig angezogen, eher war er auf den Schulter umgedeckt getragen.
Die Böszörményer Pelzjacke ist aber eine Kürschnerarbeit, sie wurde aus Fell gefertigt. Die einfarbig bestickte Jacke wurde von den Frauen getragen. Für den Schnitt war charakteristisch, dass die Pelzjacke aus zwei Vorderteilen, zwei Seitenteilen und einem Hinterteil bestand. Ihre Form war einem Rock ähnlich, der Schulterteil ohne Schnitt und sie hatte einen großen Schulterkragen bis zur Brust. Von den sog. Kürschnerrosen waren die Vierer und Sechser, die Groß-Kleine, die Dicke Rosen und auch die Rosmarin-Blätterreihen sehr beliebt. Diese mit Plattstich und Stilstich gestickten Motive wurden von den fleißigen Kürschnern aus Böszörmény mit schwarzem Seidenfaden gefertigt.
Die Gestickverzierung des Pelzmantels der Männer war längst nicht so reich, wie der Pelzjacke der Frauen, aber die Motive waren sehr ähnlich. Unten wurde ein 20-26 cm Umschlag aus Pelz genäht, und mit Lederränkeleien aufgebunden, damit der Mantel nicht schmutzig und naß wird. Deshalb nannte man diesen Manteltyp einen „gebundenen“ Mantel.
LITERATURVERZEICHNIS
Gábor Biri: Kerítésdíszek Hajdúböszörményben
(In: Múzeumi Kurír II. kötet 1. szám, 1973. október)
László Dám: Építészet
Edit Deli: A lakások berendezése
Ibolya V. Szatmári: Szőttesek, vászon-, szűr- és szűcshímzések
(In: Népművészeti örökségünk – Hajdú – Bihar megye népművészete, Európa Könyvkiadó, Bp., 1989)
Magyar néprajzi lexikon IV. kötet
(Akadémia Kiadó, Bp., 1981)
Zsolt Papp: Hajdúböszörményi kapuk és kerítések
(HMNA.00962)