Der Böszörményer Schatz

„Wieder zu Hause…”

 

Ein europaweit berühmter archäologischer Fund

Der Name von Hajdúböszörmény steht von der Mitte des 19. Jahrhunderts an bis zum heutigen Tag auf einem hervorragenden Platz auf der archäologischen Karte von Europa, dank der in 1858 in der Gemarkung der Stadt gefundenen einzigartigen reichen Hortfundkomplexe. Der in der Umgebung von Csege-halom zum Vorschein gekommene Schatzfund von Schwerter, Helmen, verzierten Bronzegefäßen kam schnell in den wissenschaftlichen Kreislauf, dieser Schatzfund wurde der Namengeber einer archäologischen Fundgruppe aus mehreren hundert Schatzfunden, die sog. „Schatzhorizont“, die in gleicher Zeit mit dem „Böszörményer Schatz“ in Europa unter den Boden gekommen sind. Den einzigartigen Schatz und auch den Namen von Hajdúböszörmény kennt also jeder Fachwissenschaftler für Bronzezeit vom Atlantischen Ozean bis zum Schwarzen Meer.

 

Das Museum Hajdúsági machte 2014 Geschichte damit, dass der Böszörményer Schatz auf dem neunzigjährigen Jubiläum des Museums auf seinem Fundort gezeigt wurde. Die Ausstellung ist von besonderer Bedeutung, weil alle Gegenstände, die zu dem Fundkomplex gehören und in die öffentliche Sammlung gekommen sind, ausgestellt wurden. Der Schatzfund war in dieser Form noch nie zu sehen. Das Ausstellen des Böszörményer Schatzes beschäftigte die Ortsbewohner schon seit 1910, aber es konnte bisher nicht verwirklicht werden. Bei der Eröffnung des Museums Déri in Debrecen wurde schon geplant, dass der weltberühmte Böszörményer Schatz ausgestellt wird, um den Erfolg der neuen Ausstellung zu gründen. Es wurde mit dem Ungarischen Nationalmuseum und dem Reformierten Kollegium in Debrecen in Verhandlungen eingetreten, aber die Ausstellung wurde nicht verwirklicht. In den 1930er Jahren bekam das Museum Déri von dem Reformierten Kollegium für eine kurz dauernde Sonderausstellung mindestens drei Bronzeschwerter. Über 150 Jahre musste man warten, um den berühmten Schatz endlich auch in Hajdúböszörmény ansehen zu können.

 

Über den Schatz

Die Archäologie nennt einen Schatz die zusammengehörenden Fundkomplexe der Gegenstände vor allem aus Metall – unabhängig davon, was für Gegenstände den Komplex bilden – die in gleicher Zeit, im Zusammenhang mit einem konkreten Ereignis unter den Boden gekommen sind. Die Schatzfundkomplexe aus der Bronzezeit können Gebrauchsgegenstände, Schmücke, Waffen, Metallgeschirre, Metallschrotten enthalten. Die Gegenstände, die den Schatz bilden, können auf Grund ihrer formalen Charakteristika in verschiedenen Gruppen eingeordnet werden. Die gleichaltrigen Schatzfunde, die Horizonte können auf Grund des häufigen Vorkommens der Gegenstände gleichen Typs bestimmt werden. Die archäologischen Forschungen der vergangenen hundert Jahren versuchten auf verschiedener Weise zu erklären, wie die Schätze unter die Erde gekommen sind. Die häufigsten Ursachen sind: die Schätze wurden als Opfergabe angeboten, oder deponiert bzw. in Kriegszeiten als Wertsache gerettet.

Nach unserem heutigen Wissen weisen die Regelmäßigkeiten in der Zusammenstellung und den Fundortumständen der Schätze darauf hin, dass diese Fundkomplexe auf ritueller Weise und mit sakralem Ziel verborgen wurden. Das bewusste Positionieren und die vorsorglich gesammelte „Selektivheit“ der Gegenstände weist eindeutig darauf hin, dass diese Komplexe zwecks einer Opfer oder Votivgabe unter die Erde gelegt wurden.

Aus der Spätbronzezeit sind europaweit von England bis Deutschland, von Skandinavien bis Bulgarien zahlreiche Schatzkomplexe zum Vorschein gekommen sind. Aus diesem bunten Fundmaterial ragt der Böszörményer Schatz mit seiner Schönheit und seinem einzigartigem Reichtum hervor.

 

Wie der Böszörményer Schatz zum Vorschein kam

1858 entdeckten zwei Tagelöhner aus Hajdúböszörmény auf dem Gut von Pál Eszterházy in Hajdúszentgyörgy beim Maishacken einen der geheimnisvollsten und besondersten Fundkomplexe der Spätbronzezeit.

Nach der Erzählung der Entdecker schrieb József Hampel die Lage des Schatzfundes: „… zwei Armen von Hajdúböszörmény begann eine Feuerstelle zu graben. Gleich am Anfang des Grabens stoß der eine das Messer einen harten Gegenstand – es war ein Bronzehelm. Bald fand er ein anderes Helm, daneben sechs große Bronzegefäße und unter diesen, ein bisschen tiefer entdeckte er – nach seiner Erklärung – noch etwa dreißig Bronzeschwerter, die in der schönsten Ordnung gelegt waren und zwar so, dass die Spitze des einen in diese Richtung, des anderen in jene Richtung zeigte.“

Die erste Beschreibung der Schätze veröffentlichte Manó Graffenried, ein Kunstschatzsammler aus Wien, der nach dem Entdecken des Schatzes von der Reformierten Kirchengemeinde von Hajdúböszörmény mehrere Schwerter gekauft hatte. Er schrieb, er habe selbst zwanzig Schwerter gesehen und habe auch vier Gefäßhenkel erwähnt. Wir können es leider nicht mehr erfahren, wie viel Gegenstände den Schatz bildeten. In der Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums und des Debrecener Reformierten Kollegiums sind insgesamt die folgende Gegenstände zu finden: Helmer, Schwerter, Bronzekessel, Bronzegefäßen, Bronzetassen.

 

Über die Gründe der Verbergung des Schatzes

 

                Nach den hinterlassenen Aufschriften können wir es für wahrscheinlich halten, dass die Gegenstände in bestimmter Ordnung durch ein strenges Ritual nach geregelter Weise unter die Erde gesteckt wurden. Die mit Absicht verborgenen Bronzegegenstände konnten Votivgaben sein, die den übernatürlichen Mächten angeboten wurden, diese Mächte waren den Göttern von Ägypten und des Nahen Ostens ähnlich.

Auf Grund der von uns bekannten Fundobjekte kann es festgestellt werden, dass der Schatzfundkomplex alle Typen der Gegenstände in sich gefasst hatte, die in der Spätbronzezeit als Prestige- oder Würdeabzeichen-Objekt galten. Zu diesem Fundkomplex gehörten auch Angriffs- und Schutzwaffen, und auch die Stücke eines reichen Tafelgeschirrs. Die wertvollen Schätze lassen uns zu dem Schluss gelangen, dass die Gegenstände zu einer solchen Person oder Gemeinschaft gehörten, die im Leben der Region eine bedeutende Rolle spielten. Die Votivperson, die den Schatz verbergende Person oder die Gemeinschaft wollten mit der Freigebigkeit der Deponierung auch ihre eigene Mächte, wirtschaftliche Kräfte für ihre Untertanen und Verbündeten betonen.

In der Umgebung, wo der Schatz verborgen war, konnte anscheinend eine Machtzentrale sein, die die Alltage ihrer Region regierte und organisierte. Diese Machtzentrale konnte auf dem Gebiet der Erdschanze von Zelemér und in dessen Umgebung arbeiten. Die Erdschanze befindet sich etwa 2000 Meter östlich von Csege-halom, des ehemaligen Flusslaufs von Tócó entlang, dort wo das Fließ Mély-völgy von Tócó abzweigt. Die uralte Festung wurde so konstruiert, dass man sie richtig schützen kann. Die Schanzen wurden so ausgestaltet, dass die Gegebenheiten der Natur gut ausgenutzt werden können. Die Erdschanze wurde nördlich und östlich durch Flussauen begrenzt, nur die westliche Schanze ging auf offene Gelände. Infolge dessen konnte die Schanze hier die höchste sein. Das Feldwerk der dreieckförmigen Erdschanze grenzt ein Gebiet von 6,5 Hektar um. In der Umgebung des Feldwerks dehnten sich weitläufige Siedlungen in der Bronzezeit, sie dienten die Bewohner des Feldwerks und auch versorgten sie sie.

Die Besonderheit des Böszörményer Schatzes gibt nicht nur das Reichtum der Gegenstände und die Verbergungsweise, sondern auch die Fundstelle. Der Schatz wurde weit von dem Wohnort der Gemeinschaft unter die Erde gesteckt, an einer solchen Stelle, die irgendwelche große Bedeutung hatte. Diese Bedeutung ist heute nicht mehr zu lösen, vielleicht stand hier ein alter Eichenbaum, dessen würdevoller Gestalt verehrt wurde, oder ein Blitzschlag traf diese Stelle, oder vielleicht war es der Ort einer Siegesschlacht. In der Nähe der Verbergung des Schatzes erhebt sich Csege-halom. Der Ursprung des Hügels war keinem bekannt, aber die regelmäßige Form des Hügels wurde bestimmt bemerkt. Der Hügel galt als Bewahrer uralten Geheimnisse, so ist es kein Zufall, dass eben dieser Hügel bewahrt die Schätze der ehemaligen Bewohner.
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